Haus Stahlberg | © Sabine Pilger

Stadtrundgang

Das sollte man in Bacharach gesehen haben

Das alte Weinstädtchen bezaubert mit seinen vielen Fachwerkhäusern und der oberhalb der Stadt thronenden Burg, der weithin sichtbaren Ruine der Wernerkapelle und den weltweit bekannten, exzellenten Weinen.

 

Burg Stahleck

Burg Stahleck | © Sabine PilgerHoch über der Stadt thront die Burg Stahleck, die erstmals 1135 in Verbindung mit dem Burgherrn Goswin von Stahleck erwähnt wurde. Den wahrscheinlich ältesten Burgteil findet man im Innenhof: den mächtigen Wohnturm. Die Westseite der Burg war Teil der Stadtbefestigung. Davor entdeckt man etwas für Höhenburgen ganz Seltenes: einen Burgweiher von rechteckigem Grundriss. Die Brücke gleich daneben war früher die Zugbrücke. Der Name der Burg setzt sich aus den mittelhochdeutschen Wörtern stahel für Stahl und ecke als Bezeichnung für einen Bergsporn zusammen und bedeutet damit unbezwingbare Burg auf einem Bergsporn. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde sie von verschiedenen Parteien insgesamt achtmal belagert und erobert. Während des Pfälzischen Erbfolgekriegs wurde die Burg wie die meisten Wehranlagen im Oberen Mittelrheintal endgültig zerstört. Französische Soldaten zündeten am 15. März 1689 Pulvervorräte in den Gewölben der Anlage an. Die Explosion zerstörte die Ringmauer und den Bergfried völlig. Die Wohngebäude brannten durch das entstandene Feuer komplett aus, und die Trümmer der Sprengung zerstörten die gotische Wernerkapelle am Fuße des Burgbergs. Burg Stahleck war derart stark beschädigt, dass ein Wiederaufbau unterblieb.

Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz erwarb die Burganlage schließlich 1909 von der preußischen Domänenverwaltung und ließ sie ab 1925 als Jugendburg wiederaufbauen. 1967, mit dem Abschluss der Arbeiten am Bergfried, war sie jedoch erst vollständig wiederhergestellt.

 

Die Stadtbefestigung

Stadtmauer | © Sabine Pilger1344 wurde mit dem Bau der Stadtmauer begonnen, die schon um 1400 vollendet war. Die Stadt umgab nun eine Wehrmauer mit 16 Türmen. Vier der Türme wurden 1689 von den Franzosen zerstört, zwei weitere dann um 1830 abgetragen, um die Durchgangsstraße (heute Oberstraße) durch Zurücksetzen der Häuser verbreitern zu können. An der Rheinseite hat die Mauer eine Breite von etwa drei Meter und ihre Höhe betrug fünf bis sechs Meter. Sie schützte die Bewohner der Stadt auch vor Eisgängen. Die Mauerabschnitte an den Berghängen hatten die gleiche Höhe, aber eine geringere Stärke. Auffällig ist ihre heute geringere Höhe, stellenweise kann man die Mauer nur noch erahnen. Als sie keine Bedeutung mehr hatte, wurden ihre Steine vermutlich zum Bau von Weinbergsmauern und zum Bau von Häusern abgetragen. Die Türme am Rheinufer waren ursprünglich nach innen offen und sind durch einen überdachten Wehrgang verbunden, der zum Spaziergang einlädt und früher bei Hochwasser einen Verbindungsweg zwischen den rheinseitig gelegenen Wohnhäusern darstellte. Südlich an das Steeger Tor anschließend erkennt man einen Rest der ursprünglich hölzernen Überdachung des Wehrgangs. Seit 2007 führt der neu angelegte Stadtmauerrundweg entlang der Stadtmauer rund um die Stadt.
Die Bacharacher Stadtbefestigung ist heute eine der am besten erhaltenen im Rheinland. Ein Gang entlang der alten Türme und Mauern ist ein Erlebnis für sich.

 

Der Postenturm

Postenturm | © ©Sabine PilgerDer vielleicht etwas mühsame Weg zum Postenturm lohnt sich wirklich. Mit seinem weißen Anstrich ist er schon von weitem sichtbar. Von hier aus hat man einen einmaligen Panoramablick über Bacharach. Der Postenturm ist einer der herrlichsten Aussichtspunkte auf die "heimliche Hauptstadt der Rheinromantik". Von dieser Steillage aus haben viele Maler Bacharach in Bildern festgehalten und damit das mittelalterlich anmutende Stadtbild weltberühmt gemacht. Die Weinlage „Posten“ ist eine der bekanntesten Bacharacher Weinlagen. Von hier aus führt der Weg weiter zum Spitzenturm und den Orionsteig hinaug bis zum Aussichtpunkt "Heinrich-Heine-Höhe". Der Orionsteig ist benannt nach dem hier vorkommenden kleinen Orion-Falter (Fetthennenbläuling), dessen Raupe hier seine Nahrungsquelle, die Fetthenne findet.

 

Der Münzturm

Muenzturm | © Sabine PilgerWenn man sich der Stadt vom Rhein aus nähert, befindet sich rechter Hand vom Parkplatz der Münzturm, einer der 7 noch erhaltenen trutzigen Vierecktürme der Stadt Bacharach.
Durch das Eingangstor dieses gewaltigen Stadtturmes fielen im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) schwedische Truppen in die Stadt ein. Seinen Namen verdankt der Münzturm der im 15. und 16. Jahrhundert in einem benachbarten Haus untergebrachten Münzstätte. Das leicht vorkragende obere Geschoss des Turmes wird durch ein Rundbogenfries hervorgehoben. Darunter schmücken Spitzbogenblenden die beiden Seitenwände und die Wand zur Rheinseite.

 

Die Wernerkapelle

Die in den Weinbergen oberhalb der Peterskirche gelegene Ruine eines hochgotischen Zentralbaues war früher eine viel besuchte Wallfahrtskapelle. Sie wurde kurz nach 1287 errichtet. Anlass zum Bau gab die Ermordung eines Knaben Werner, dessen Leiche man in der Karwoche 1287 gefunden hatte. Der Tod wurde ohne jeden Beweis der Judengemeinde von Oberwesel angelastet. Die Folge war eine ungezügelte Judenverfolgung, bei der über 40 Menschen zu Tode kamen. Aufgrund dieses Pogroms wurde eine diesem Werner geweihte Kapelle errichtet.

Zwischenzeitlich haben mehrere Historiker eindeutig belegt, dass diese Beschuldigung der jüdischen Mitbürger zu Unrecht erfolgt ist. Der damalige Pfarrer Heinrich Crumbach hat diese Ritualmordlegende nach dem Vorbild der falschen Legende um William von Norwich (1144) frei erfunden.
Wernerkapelle | © Sabine PilgerGleichzeitig setzten damals Wallfahrten zum Grabe des in der Kunibertskapelle auf dem Friedhof beigesetzten Werner ein. 1293 erfolgte die Weihe eines Altars im Südarm der Wernerkapelle, 1337 die Weihe des Ostchores. Vollendet wurde die Kapelle aber erst nach 1426 auf Betreiben des Theologieprofessors und Humanisten Dr. Winand von Steeg (1421-38 Pfarrer in Bacharach).1689 wurde die Kapelle bei der Sprengung der Burg Stahleck stark beschädigt, als Trümmer auf die bis dahin noch unversehrte Kapelle fielen. 1752 musste man wegen Bergrutschgefahr den Nordarm mit einem Figurenportal abtragen, 1787 wurden alle Dächer und Gewölbe entfernt. Im Jahr 1980 ergriff der Bauverein Wernerkapelle die Initiative zur Restaurierung der Wernerkapelle. Seit 1981 erfolgte die Restaurierung der Wernerkapelle unter der Leitung von Dombaumeister Wolff aus Köln. Den Initiatoren der Restaurierung war es ein besonderes Anliegen, die Wernerkapelle in der heutigen Zeit als Mahnung zum geschwisterlichen Umgang zwischen Christen und Juden zu betrachten. An der Stelle des früheren Eingangsportals informiert ein in Stein gemeißelter Text nicht nur über historische Kurzdaten, sondern fordert vor dem Hintergrund der Entstehungsgeschichte auch zum Nachdenken über eine bessere, friedvolle Zukunft auf.

Auf einer Tafel an der Wernerkapelle steht zu lesen:
Die Wernerkapelle zu Bacharach, 1289 – 1430 als einzigartiges hochgotisches Kunstwerk erbaut, als Wallfahrtskirche viel besucht, 1689 zerstört, wurde in der Zeit der Romantik als edelste aller Ruinen entdeckt. Nicht nur dies waren Gründe, sie vor dem Zerfall zu bewahren. Denn ihre Errichtung steht in denkwürdigem Zusammenhang mit der Ritualmordlegende um den Knaben Werner, die wüste Ausschreitungen gegen jüdische Mitbürger auslöste. Restauriert in den Jahren 1981 bis  1996 mahnt die Wernerkapelle in unserer Zeit zum geschwisterlichen Umgang zwischen Christen und Juden.

Wir erkennen heute, dass wir viele Jahrhunderte der Blindheit unsere Augen verhüllt haben, sodass wir die Schönheit deines auserwählten Volkes nicht mehr sahen und die Züge unseres erstgeborenen Bruders nicht mehr wiedererkannten. Wir entdecken nun, dass ein Kainsmal auf unserer Stirn steht. im Laufe der Jahrhunderte hat unser Bruder Abel in dem Blute gelegen, das wir vergossen, und er hat die Tränen geweint, die wir verursacht haben, weil wir deine Liebe  vergaßen. Vergib uns den Fluch, den wir zu Unrecht an den Namen der Juden hefteten. vergib uns, dass wir dich in ihrem Fleische zum zweiten Mal ans Kreuz schlugen, denn wir wussten nicht, was wir taten.

Papst Johannes XXIII

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Der Posthof

Die Bauzeit des heute als Posthof bekannten Gebäudes liegt im 16. Jahrhundert. 
Der Posthof wird aus verschiedenen Gebäudeteilen gebildet. Auffällig ist die langgestreckte Straßenseite, die durch zwei Erker und eine mächtige Tordurchfahrt gegliedert ist. Durch diese Durchfahrt gelangt man in den Innenhof, der von mehreren Häuserteilen umgeben ist. Durch die ehemalige Remise, die heute ein Restaurant beherbergt, gelangt man zum Winand-Turm. Dieser Turm wurde von dem 1371 in Steeg geborenen Kirchherr Winand Ort erbaut. 

Posthof | © ©Sabine PilgerWinand Ort (auch bekannt als Winand von Steeg) war von 1421 bis 1438 Pfarrer in Bacharach. Ihm ist auch zu verdanken, dass die Wernerkapelle nach jahrzehntelangem Baustillstand vollendet wurde. 

Besonders beachtenswert im Winand-Turm sind die noch heute gut sichtbaren Wandmalereien aus dem 15. Jahrhundert im Innern des Turmes. Ebenso bemerkenswert ist die in einer offenen Gebäudeecke angebrachte hölzerne Wendeltreppe. 
Nachdem sich der Posthof zeitweilig in kurpfälzischem Besitz befunden hatte, begann 1724 mit der Errichtung einer Thurn- und Taxisschen Postverwaltung die Postgeschichte des Gebäudes. Noch bis 1987 hatte hier das Bacharacher Postamt seinen Sitz.  
Im Posthof, dem Herzen von Bacharach, pulsierte schon im 19. Jahrhundert das Leben. Der europäische Hochadel gab sich hier ein Stelldichein. Und auch heute ist der Posthof Mittelpunkt des kulturellen Lebens in Bacharach. So dient er mal als Kulisse für ein Theaterstück, beherbergt eine Ausstellung oder bietet den perfekten Rahmen für ein Konzert.

 

Peterskirche

Peterskirche | © ©Sabine Pilger Die Architektur der Peterskirche lässt den Übergang von der mittelrheinischen Spätromanik zur Gotik deutlich werden. Das Gotteshaus wurde in der Zeit vom ausgehenden 12. Jahrhundert bis 1269 als dreischiffige Emporen-Basilika erbaut und Ende des 19. Jahrhunderts erneuert. Der viergeschossige Wandaufriss orientierte sich trotz der weitgehend romanischen Bauweise an der Frühgotik des französischen Kirchenbaus, der in dieser Zeit besonders im Rheinland gern als Vorbild genommen wurde. 
Der Turm wurde gleich zu Beginn errichtet, wohingegen der Chor erst nach 1350 entstand. Zum Ende des 15. Jahrhunderts waren die Mittelschiff-Gewölbe beendet. 
Der Grundriss der Peterskirche musste wie bei vielen anderen Kirchen im Mittelrheintal an die räumlichen Gegebenheiten des engen Tales angepasst werden. Der schmale Platz zwischen Berghang und Straße sowie das ansteigende Gebäude ließen nur eine geringe Länge der Kirche zu. Steil fallen deshalb die Proportionen mit einer Länge von 11 Metern und einer Höhe von 17 Metern aus. An das Querhaus schließt sich im Osten eine halbkreisförmige Apsis an, flankiert von zwei runden Chortürmen. Dominiert wird das Kirchenbauwerk von dem in das Langhaus einspringenden Westturm, dessen zinnenbekröntes, spätgotisches Obergeschoss aus dem Jahre 1478 stammt. Eine schlanke, achtseitige Dachpyramide aus der gleichen Zeit bildet den Abschluss.

Die Orgel der Peterskirche wurde 1826 von den Gebrüdern Stumm (Sulzbach/Hunsrück) in dem historischen Orgelgehäuse aus den Jahren 1792-1793 erbaut. Das zweimanualige Instrument ist weitgehend erhalten und hat heute 26 Register.

Von 1194 bis zur Reformation gehörte St. Peter zum Kölner Andreas-Stift. Das Stift stellte den Pfarrer und war im Viertälergebiet zuständig für die kirchliche Gerichtsbarkeit, die ihren Sitz im alten Kurkölnischen Saalhof gegenüber der Kirche hatte. 1810 riss die französische Verwaltung den Saalhof ab, und heute befindet sich der Altkölnische Saal an der Stelle.

 

Altkölnischer Saal / Kurkölnischer Saalhof

Altkölnischer Hof | © ©Sabine PilgerUrsprünglich war der Kurkölnische Saalhof im Besitz des Kölner Erzstiftes. Hier hatte die Gerichtsbarkeit ihren Sitz. Er war früher wohl das bedeutendste weltliche Bauwerk der Stadt.1810 riss die französische Verwaltung den Saalhof ab. Nach Ansicht von Experten stammten die Baubestandteile des Kurkölnischen Saalhofes aus der frühen fränkischen Zeit. Bis heute wurde noch keine Abbildung dieses Gebäudes gefunden. Das wieder aufgebaute Gebäude heißt heute Altkölnischer Saal.

 

Das Alte Haus

Altes Haus | © ©Sabine PilgerDas Alte Haus ist eines der bekanntesten mittelalterlichen Fachwerkhäuser am Rhein. Von vielen Rheindichtern besungen, wurde es auch in einigen Filmen Ort der Handlung. Robert Stolz hat 1932 eine Operette mit dem Titel "Wenn die kleinen Veilchen blühen" komponiert. Schauplatz dieser Operette ist sein Stammlokal, das Alte Haus.

 

 

Das "Alte Haus“, im Jahr 1586 errichtet, ist eines der bekanntesten mittelalterlichen Fachwerkhäuser am Rhein. Seine Anfänge gehen der Inschrift am Haus zufolge auf das Jahr 1368 zurück. Während die Mehrzahl der alten Bürgerbauten durch eine Reihe schwerer Stadtbrände um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert vernichtet wurden, bewahrte das "Alte Haus" in fast allen Teilen den reichen Charakter rheinischen Fachwerks. Es verfügt über vier Giebel, Ecktürmchen und Rokokotüren.

 

Haus Utsch

Haus Utsch | © Klaus HeidenreichHaus Utsch wurde 1585 gebaut. Im 18. Jahrhundert residierte in dem mittelalterlichen Fachwerkhaus Friedrich Wilhelm Utsch. Friedrich Wilhelm Utsch (* 23. Januar 1732 in Rheinböllen, Hunsrück; † 13. März 1795 in Rheinböllen) war wie seine Vorfahren Erbförster des Mainzer Kurfürsten im Soonwald. Er wird neben anderen historischen Personen für den im Volkslied besungenen Jäger aus Kurpfalz gehalten. In diesem Zusammenhang wird vermutet, dass sein Hausgeistlicher diese Verse in dankbarer Erinnerung schrieb.

 

 

Alte Münze

Alte Münze | © ©Sabine PilgerIn der Alten Münze wurden Gulden und Heller des kurrheinischen Münzvereins geprägt. An der Straßenseite ist eine Tafel mit den Namen der Kurfürsten angebracht, deren Münzmeister zwischen 1356 und 1508 in diesem Gebäude wirkten.

 

 

 

Haus Sickingen

Haus Sickungen | © ©Sabine PilgerDas Haus wurde in der Mitte des 15. Jahrhunderts vom Rheinschiffer Peter Ackermann errichtet. Durch dendrochronologische Untersuchungen konnten die Balken des Fachwerks auf 1438 datiert werden.

Dieses Fachwerkhaus wurde noch im Ständerbaustil gebaut. Die senkrechten Balken bestehen jeweils aus einem einzigen Stamm. In diese Stämme hat man Einkerbungen geschnitzt, in welche die waagerecht verlaufenden Balken gelegt wurden. Da dieser Baustil nicht stabil war, erfand man den Rähmbau. Hierbei verband man waagerecht durchlaufende Balken mit kurzen senkrechten Balken. Aufgrund dieses Unterschiedes kann man mühelos erkennen, welche die älteren Häuser sind.

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